Denkmal an die deutschen Interbrigadisten
des Spanischen Bürgerkriegs im Volkspark Friedrichshain
Das Spanienkämpfer-Denkmal ist bildhauerisch qualitätvoll gestaltet. Es erfüllt seine Aufgabe angemessen, die deutschen Interbrigadisten zu würdigen. Dennoch wird
es im Alltag nicht ausreichend wahrgenommen und verstanden. Woran liegt das?
Das Denkmal besteht aus zwei Hauptelementen: einer kraftvollen, dynamischen Figur von Fritz Cremer und einem feinteiligen, statischen Relief von Siegfried Krepp.
Beide Plastiken ergänzen einander. Das Arrangement der Kunstwerke auf einem bühnenhaften Plateau, noch dazu in Kombination mit einem dritten Element, einer Gedenktafel, stellt indes ein
gestalterisches Wagnis dar. Zwar funktioniert dieses trotz diverser Eingriffe (Austausch der Gedenktafel, Aufstellung Relief mit Rückseite nach vorne), es sollte aber auf keinen Fall durch
weitere Eingriffe in die ursprüngliche Komposition aus der Balance gebracht werden. Stattdessen gilt es, auf die Qualität des Vorhandenen zu vertrauen. Die Kämpferfigur Cremers steckt voller
Symbole (Schwert/Fackel der Gerechtigkeit, geballte Arbeiterfaust, sinnfällige links/rechts Ausrichtung). Das Relief von Krepp entfaltet eine eigene Ikonografie, um das Schicksal der
Interbrigadisten bildreich zu illustrieren. Gründe, warum das Denkmal heute nicht mehr wahrgenommen oder verstanden wird, sind also keineswegs in einem vermeintlichen Mangel an Bildern oder
Erzählungen zu suchen, sondern vielmehr in den folgenden Punkten:
1. Das Denkmal ist didaktisch angelegt. Es setzt darauf, bekanntes Hintergrundwissen zu illustrieren. Dieser Kontext ist heute, anders als zu Zeiten der DDR, nicht
mehr gegeben.
2. Das Denkmal ist einer bestimmten Zeit verhaftet. Es bedient sich einer martialischen, mit Pathos geladenen Bildsprache. Die Erwartung an Denkmale ist heute eine
andere. Denkmale sollen subtil und vielschichtig sein. Sie sollen nicht eine eindimensional erzählte Geschichte illustrieren, sondern zum Nachdenken über die Komplexität historischer Ereignisse
anregen.
3. Das Denkmalensemble ist als Bühne angelegt. Es wurde für große Veranstaltungen konzipiert.
Zu ziehende Konsequenzen
Aus der Bestandsanalyse ergibt sich das Folgende: Die zu schaffende künstlerische Kommentierung muss sich dezent und sensibel in das bestehende Ensemble einpassen,
wobei in räumlicher Hinsicht Abstand zu wahren ist. Sie sollte nicht um eigene Aufmerksamkeit buhlen, sondern dazu beitragen, die vorhandenen Qualitäten des Ortes offenzulegen. Hierzu muss die
geplante Erweiterung Hintergrundwissen liefern, so dass das Denkmal in seiner nicht mehr selbstverständlichen Ikonografie wieder lesbar wird. Neben der eindimensionalen Geschichte, die das
Denkmal selbst erzählt, gilt es, weitere Ebenen hinzuzufügen und Schwerpunkte zu Themenkomplexen zu bilden, die heutige und künftige Besucher_Innen besonders zu interessieren versprechen. Statt
mit Texttafeln, die unweigerlich störend in die Gestaltung eingreifen, sollte mit akustischer Textvermittlung gearbeitet werden. Auf das Hinzufügen von Bildern ist ebenfalls zu verzichten. Dies
würde zu einer kontraproduktiven Verdoppelung und somit Entwertung der vorhandenen Bildersprache führen. Allgemein gilt es, das Denkmal (wieder) zu einem starken Ort der ästhetischen Erfahrung im
öffentlichen Raum werden zu lassen. Es geht nicht darum, kurzfristig Informationen zu vermitteln, die bereits an der nächsten Straßenecke vergessen sein werden; sondern darum, eine echte,
tiefgehende Gesamterfahrung zu ermöglichen, die sich langfristig emotional und intellektuell in den Köpfen und Herzen der Menschen verankert. Nur so können Besucher_Innen nachhaltig für das Thema
sensibilisiert werden. Hierzu muss dem kollektiven Denkmal ein Ort für den einzelnen Menschen hinzugefügt werden, so dass dieser sich als Individuum angesprochen und einbezogen fühlt. In
Schlagworten formuliert - Aufgabe der aktuellen Denkmalserweiterung ist somit:
Dr. Benno Hinkes